Freitag, 9. Dezember 2022
Kurzgeschichte Nr.13 "Das Gespräch im Spiegel"
Kurzgeschichte Nr.12 "(ohne Titel)"
Kurzgeschichte Nr.11 "Mit der Nase voran"
Er war eher der ritterliche Typ. Könnte man meinen. Nur was genau hieß eigentlich ritterlich? Wäre es ritterlich gewesen, wenn er einem beigestanden hätte, oder war es tatsächlich ritterlich, dass er es vorzog sich zum passenden Zeitpunkt zurückzuziehen? Im Grunde waren wir doch alle Egoisten und redeten uns unser Verhalten einfach nur schön. Ritter hin oder her,- das Pferd war jedenfalls weg! Und darum tat es ihr eigentlich am meisten leid... Es wäre ihre Chance gewesen. Nicht nur um zu überprüfen, ob das Ideal, das sie sich schon seit ihrer frühesten Kindheit von diesem edlen Begleiter gemacht hatte, auch nur annähernd der Wirklichkeit entsprach, sondern auch, um zu sehen, wie so ein märchen- und sagenhaftes Geschöpf wohl auf sie, auf ihre ureigenste Person, reagiert hätte. Ob es sich ihr anvertraut, oder sie stattdessen vielleicht völlig ignoriert hätte. Nun würde sie es niemals erfahren...
Kurzgeschichte Nr.10 "(ohne Titel)"
Zur Ruine, da zog es sie hin. Die Vorstellung ihn dort schicksalhaft zu treffen, war so fest in ihrer Vorstellung verankert, als ob sie eine Wahrsagerin mit Auszeichnung wäre. Er würde ahnungslos angejoggt kommen, sie würde mit hochgezogenen Knien seitlich angelehnt in einem toten Fensterauge aus Mauergestein sitzen und in die Landschaft schauen. Das war elementar wichtig. Dieses im-Schicksal-aufgehoben-sein und nicht-daran-zweifeln, dass der Traum sich realisieren würde. Gleichzeitig die vermeintliche Gleichgültigkeit gegenüber der realen Umsetzen des lange Erwarteten. Wie eine Schlafwandlerin würde sie ihn begrüßen, ruhig und befriedigt.
HvvH`19/01/08 - entstanden in Düsseldorf
Kurzgeschichte Nr.9 "Wenn der Schlüssel fehlt"
Kurzgeschichte Nr.8 "(ohne Titel)"
Kurzgeschichte Nr.7 "Die Ziellinie"
HvvH`XX/01/06 - entstanden in Düsseldorf
Kurzgeschichte Nr.6 "Trost zur Nacht"
Es war nicht das erste Mal, daß sie sich fürchtete. Angst war ein ständiger Begleiter ihrer Kindheit gewesen. Nur jetzt war es anders. Sie war erwachsen. Zumindest hätte man das ihrem Alter nach annehmen müssen. Die Angst, die sie nun, von der Bauchgegend ausgehend, im ganzen Körper erfüllte, raubte ihr fast das Bewußtsein, ließ sie schwindeln und rüttelte an ihren Beinen, die nur allzu gerne nachgeben wollten. Aber sie hielt durch, atmete tief ein und versuchte diesen Moment irgendwie
zu überstehen.
Kurzgeschichte Nr.4 "Die Ouvertüre"
Gestern hatte er sie gesehen. Nach so vielen Jahren das erste Mal. Und doch hatte es ihm nichts bedeutet, zu lange war es her... Wie gut, dass er sich weiterentwickelt hatte. Er war nicht mehr derselbe. Im Beruf erfolgreich, im Privatleben gut organisiert, und was seine innersten Wünsche und Triebe anging, so waren sie wohl verstaut im unaufgeräumten Keller seiner Erinnerung. Selten kamen sie an die Oberfläche seiner Existenz. Meist bei profanen Anlässen. Wenn er badete oder ein Gericht zubereitete. Wenn er einfach nur Mensch war, schweiften seine Gedanken ab. Zum Glück kochte er nur selten und beim Baden konnte man den inneren Gefühlen Einhalt gebieten indem man sich nicht gehen ließ, sich die Haare wusch, einseifte, abduschte, aus der Wanne heraustrat, abrieb und eincremte. Es gab genug zu tun. Dann hatte einen der Alltag wieder. Beim Kochen war man ohnehin sehr beschäftigt, dennoch kamen auch da hin und wieder kurze Gefühlsfetzen an die Oberfläche, die sich aber schon mit der nächsten Handlung wieder auflösten.
Kurzgeschichte Nr.5 "Die Natur des Menschen"
Immer, wenn es regnete, verstummte seine Sprache. Sein Mund öffnete sich schwer, die Mundwinkel zeigten beständig nach unten und aus seinem Rachen kamen nur noch seltsame Laute. Laute, die ein Tier wohl eher verstehen würde als der Mensch. Dieser reagierte dann auch sehr verstört, gab sich jedoch kaum Mühe dies zu verheimlichen. Fragend wurde er angesehen, offen wurde über ihn gelacht. Mitleidig wurde ihm die Schulter gedrückt, und einhellig hieß es: „Alles klar? Geht’s dir auch
gut?“ Wie sehr er das hasste. Aber auch von den Tieren konnte man nicht viel erwarten. Seine Katze verstand, dass er ein Problem mit sich hatte und verließ ihn für ein paar Tage. Andere Tiere gab es nicht in seinem Umfeld. Ein Pferd wäre ihm sicher ein guter Kamerad gewesen. Er besaß jedoch keins. Also machte er Sprechübungen. Lächerliche Aas und Oos presste er unter Mühe heraus und wollte doch nur jammern. Knurren fiel ihm nicht schwer, Stöhnen bereitete ihm Erleichterung. Lautes Aufheulen musste er der Nachbarn wegen unterdrücken. Manchmal dauerte der Regen wochenlang, schwoll an zu lauten Stürmen und ebbte in leichten Niesel ab. Dann saß Rolf am Fenster und studierte das Wasser. Wie es gegen die Scheibe trommelte, stumm hinunter rann und sich gemächlich wieder zusammenfand. Er mochte es, wenn einzelne Tropfen zufällig aufeinander stießen und schon bei der ersten kleinen Berührung miteinander verschmolzen. Wie leicht es doch schien.
Eines Tages erblickte er hinter der Scheibe etwas Wundervolles. Draußen im Innenhof hatte sich eine Blume niedergelassen. Das mag seltsam klingen, aber Blumen kommen schließlich als Samen, ähnlich einem Ufo regelrecht hernieder. Die anderen Möglichkeiten, dass sie als Dreck am Schuh beim Müll-raus-tragen, oder als Kotbestandteil seiner Katze ihren Weg in den Innenhof gefunden hatte, wollte er nicht in Betracht ziehen. Vielleicht aber war sie auch schon immer da gewesen, unter dem Asphalt in der dunklen Erde. Warum nur fing sie jetzt an zu wachsen? Es war kein Platz für eine Blume im Hof. Alles war grau, vom Kot der Tauben besudelt, die einzigen Besucher waren die Müllmänner, die jeden Mittwoch mit lautem Gepolter kamen und wieder verschwanden. Was war es nur, was sie angezogen hatte? Rolf fragte sich, ob sie ihm zuliebe gekommen war. Konnte es sein? War sie seine Blume? Würde sie allein für ihn blühen? Eifersüchtig stierte er zu den Nachbarsfenstern hoch. Gab es noch andere Bewunderer? Vorerst nicht. Halbwegs entspannt ließ er sich in den Sessel zurückfallen.
Kurzgeschichte Nr.3 "Trotz hinter Stahl"
HvvH`30/03/05 - entstanden in Düsseldorf
Kurzgeschichte Nr.2 "Der Blick zurück"
Kurzgeschichte Nr.1 "Die Erde ruht"
„Hast du das gesehen?“, fragte der Bauer seinen Sohn. „Nein, Vater, was..?“. „Dort drüben, am Waldrand war etwas, ein seltsames Leuchten...“ Er starrte zu der Stelle rüber, die gräulich im Mondschein vor sich hindämmerte und je länger er schaute, desto dunkler und unschärfer wurde sie. Schließlich richtete er sich stolz auf, hob seine Harke hoch über den Kopf und stieß sie kraftvoll in die feuchte Erde hinein. In diesem Moment erblickte auch sein Sohn das seltsame Licht. Nicht am Waldrand war es, sondern in der Mitte des Feldes, das sie beide gerade bewässerten. Er sagte dem Vater nichts, beobachtete ihn nur ängstlich von der Seite, ob er es vielleicht auch erkannt hätte. Doch nichts geschah. Sein Vater plagte sich mit der Erde ab, fluchte, trat in den Schlamm, und löste Brocken für Brocken um ihn in den Kanal zu rollen. Schließlich war der Damm fertig, das Wasser floss in den Seitenarm und verschwand im Dunkeln der Nacht.
Kurzgeschichte Nr.14 "Das, was bleibt..."
Er schaffte den Weg nachhause nicht mehr... Sein Rollator polterte - immer wieder festklemmend - über das unebene Kopfsteinpflaster und Dona...
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Er schaffte den Weg nachhause nicht mehr... Sein Rollator polterte - immer wieder festklemmend - über das unebene Kopfsteinpflaster und Dona...
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Er war eher der ritterliche Typ. Könnte man meinen. Nur was genau hieß eigentlich ritterlich? Wäre es ritterlich gewesen, wenn er einem beig...
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Geradeaus ging es nicht weiter. Zur Seite war auch alles verbaut. Also wieder zurück.Wieder an all den Dingen vorbei, die sie bereits gesehe...